Alexander von Humboldt und die “moderne Sklaverei”. Sklaverei als Kapitalismus und die Globalgeschichte der Arbeit

Als Humboldt 1799 nach Spanisch-Amerika kam, war er von der Natur der Tropen begeistert. Zugleich kam er schon im ersten Ort, Cumaná, aber auch in ganz Nord-Venezuela sowie Kuba in ein Gebiet von neuen Plantagen und atlantischem Sklavenhandel sowie -schmuggel. Die bisherige Peripherie des Spanischen Imperiums entwickelte sich zum Territorium der damals modernsten Sklaverei auf eigener industrieller und sozialer Basis; ein regelrechter Sklaverei-Kapitalismus (Second Slavery). Humboldt studierte diesen Sklaverei-Kapitalismus sowie seine industriellen Grundlagen (Zuckermühlen) bei seinen Gastgebern sehr intensiv. Das ist vor allem in seinen Tagebüchern nachzulesen (www.avhumboldt.de). Nach seiner Rückkehr 1804 und intensiven Umfeldstudien zum Abolitionismus wurde Humboldt zum entschiedenen Vertreter einer globalen freien Arbeit, zum Antirassisten und zum Antikolonialisten.

Prof. Dr. Michael Max Paul Zeuske ist Senior-Professor am Center for Dependency and Slavery Studies der Universität Bonn.